Scherenschnitte Messerschnitte        Op-art -3D-Schnitte

traditionelle + moderne Schnitte von Ines Badertscher-Luder

 

Selbstportrait über 30 Jahre Scherenschnittschaffen

Mit Scherenschneiden begann ich 1983, zuerst nach Vorlagen, bis ich die Technik beherrschte und dann nach eigenen Entwürfen. Ich habe nie einen Kurs besucht und habe mir alles selber angeeignet. Noch im gleichen Jahr hatte ich die Möglichkeit meine ersten Werke auszustellen und zu verkaufen. Anfangs weinte ich jedem einzelnen Bild hinterher. Ich war hin und hergerissen zwischen Stolz, dass jemand bereit war für meine Schnitte Geld auszugeben und dem Abschiedsschmerz.

Schon 3 Jahre später entwickelte ich einen Lehrgang und begann selber zu unterrichten. Beim örtlichen Frauenvereinen, dann an der Volkshochschule und Zuhause führte ich mehrere Kurse mit Lehrersfrauen der japanischen Schule durch. Noch heute stehe ich in Kontakt mit einigen und es macht mich stolz zu wissen, dass ein paar Scherenschnitte von mir in Japan sind und diese Frauen sich gerne an die Jahre in der Schweiz erinnern.

Am Anfang standen die traditionellen ländlichen Themen, Jahreskreise, Märchen, dann entdeckte ich die Faszination der offenen Häuser die Einblick ins pure Leben boten.

Auch im Formalen bewegte ich mich traditionell: Friese, darunter hochformatige, Kreis-,Oval- und Herzformen, Medaillons, Symmetrien , florale Ornamente und schmückende Bäume und Tierfiguren. Mein 1. Bild in einem Katalog an der 2. schweizerischen Ausstellung in Bern 1988 zeigt dann auch ein offenes Haus. Zu dieser Zeit entstanden auch Drucke auf T-shirt, Tassen, Kleiderbügeln, Holzbrettern +Spanschachteln sowie die ersten Druckkarten. Aus dieser Zeit stammt auch das 1. Bild. Auch 1992 zeigte ich weiterhin offene Häuser im 3. Ch-Katalog.

Parallel begann ich aber Bilder zu gestalten die als Grundgerüst einen schwarzen Scherenschnitt hatten und diese bekamen dann Applikationen aus farbigen Papieren so dass das Schwarz oft als Schatten fungierte. Auch farbige Papiere in einer und mehreren Lagen wurden hinter und vor den schwarzen Schnitt geklebt und gaben dem Schnitt Dreidimensionalität und farbige Konturen oder Kontraste. Einige Scherenschnitte wurden  ganz flächig mit farbigen Papier hinterlegt, Diese Bilder stellte ich 1992 an der 1. Zürcherischen Ausstellung aus. Die Jury war da nicht so auf das traditionelle fixiert und ich bekam eine Chance dort die Bilder zu zeigen. Auch die Grafik wurde damals schon mit einbezogen.

Der Austausch mit meinen Schülerinnen aus dem fernen Japan inspirierte mich einmal fernöstliche Bilder zu entwerfen und dazu vermischte ich auch mein anderes Hobby, das Aquarellmalen, und kolorierte das eine oder andere Bild mit Aquarellfarbe oder mit passenden Papieren von hinten. Entsprechende Bilder zeigte ich dann 1999 an der kantonal-bernischen -Ausstellung in Bern.

Ich wollte nicht riskieren, dass meine Bilder an der 4. CH-Ausstellung in Liestal abgelehnt wurden und fand mich also, mit einem traditionellen Bild, Das Landleben darstellend mit Tierkreis im Katalog wieder.

Nun zur 5. CH-Ausstellung fand ich den Moment als reif, nun auch an einer schweizerischen Ausstellung etwas moderner Gestaltetes zu zeigen.  Nun waren fast 10 Jahre vergangen aber auch andere waren auf der Suche nach Neuem und die Jury erkannte den Wandel und akzeptierte die neuen Ideen.

Im Jahre 2005 ergab es sich dann, dass ich, als Vorstandsmitglied, zusammen mit 13 anderen Künstlern nach Hongkong eingeladen wurde. Neben den anderen war ich ein Nobody also musste ich mir etwas einfallen lassen um neben den anderen zu bestehen. Ich entwickelte eine neue dreidimensionale Technik. Ausser meiner Familie + dem Grafiker hatte die 4 Bilder keiner gesehen bis sie in Hongkong eintrafen. Ich war ja selber gespannt, was die Kollegen und Kolleginnen dazu sagen und was die, für mich viel weiter oben fungierenden, Chinesen. 2006 war es dann soweit wir trafen in HK ein und ich konnte mich freuen die Bilder kamen gut an. Die ganze Ausstellung war so gut besucht, dass sie noch in Macao gezeigt wurde. Auch dorthin reiste ich mit. Wir hatten trotz Sprachbarriere einen regen Austausch mit chinesischen Künstlern und unsere Workshops waren gut besucht. Auch hatten wir die Möglichkeit viel über den chinesischen Scherenschnitt zu erfahren.

Nach langem Suchen ist es dem Vorstand gelungen 2006 die 6. CH-Ausstellung in der französischen Schweiz zu platzieren. Dort stellte ich meine Technik zum 1.Mal in der Schweiz aus. Zur Vernissage ins Chateau de Prangins kam auch das TV und in den folgenden  Monaten besuchten über 14 000 Besucher die Ausstellung.

Nun hatte sich der Scherenschnitt als Kunst etabliert und fristete nicht mehr das verstaubte Dasein in der verschlossenen Schublade. Es ergaben sich weitere Ausstellungen in der Burg Zug die eine Ausstellung im Kontext zu chinesischen Scherenschnitten zeigten. Für mich wieder Zeit etwas Neues auszuprobieren. Diesmal waren es 3D Bilder mit verschiedenen farbigen Schichten. Die Sammlung reiste nach Deutschland ins Klingenmuseum Solingen und dann auch noch nach Freiburg ins Gutenbergmuseum.

Im Jahre 2009 dann folgte die 7. CH-Ausstellung im Museum Bellerive in Zürich. Die Ausstellung  wurde zusammen mit Papier schaffenden Künstlern in einen spannenden Kontext gestellt. Auch dort durften wir mit 15000 Besuchern sehr zufrieden sein.

Kurz bevor die Ausstellung schloss reisten vier andere Scherenschneiderinnen und ich nach Xi’An. Wir waren eingeladen dort an einer Ausstellung teilzunehmen. Im Gepäck unsere Bilder. Auch diesmal habe ich dort etwas Neues gezeigt. Da die dreidimensionalen Bilder schlecht zu transportieren sind, habe ich Bilder gemacht die zwar dreidimensional aussehen aber es nicht sind.

Dank dem Besuch einer Kunsthistorikerin im Bellerive-Museum bot sich mir im folgenden Dezember die Möglichkeit in einem kleinen Museum meine 1. Einzelausstellung zu realisieren.

Da erst ist mir so richtig klar geworden, dass ich nun schon, 1.traditionell, 2.mit Applikationen, 3.hintermalt+ 4.hinterklebt, 5.3D einschichtig,  6.3D mehrschichtig und 7.optisch 3D ausprobiert habe. Während ich für die Techniken 1-4 die Schere benutzte, sind die 5-7 mit dem Cutter realisiert worden. Kombinationen von verschiedenen Techniken sind auch möglich.